THERAPIEMETHODEN

Es gibt vier von den Krankenkassen anerkannte Therapieverfahren, die unterschiedliche Ansichten über die Entstehung von psychischen Problemen haben – und damit auch unterschiedliche Behandlungsansätze verfolgen. Je nach Problem und Persönlichkeit kann das eine oder das andere Verfahren „passender“ sein, im Grunde sind aber alle gleich „gut“. Psychotherapie ist grundsätzlich eine individuell auf den jeweiligen Menschen zugeschnittene Behandlung und kann sich daher in der Vorgehensweise auch unterscheiden.

Kognitive Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapeuten gehen davon aus, dass Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster im Laufe des Lebens erlernt werden und daher – wenn sie zu Problemen führen – auch wieder verlernt werden können. Die Symptome, die dadurch entstehen, können durch konkrete Übungen und Umlernen wieder aufgehoben werden, sodass der Leidensdruck stark verringert wird bzw. verschwindet. Es geht also sowohl um ein Verstehen und Annehmen der eigenen Gefühle, Gedanken und des Verhaltens, als auch um aktive Übungen. Verhaltenstherapie ist eine erfahrungs- und erlebnisorientierte Form der Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen wobei mir wichtig ist zu betonen, dass jedes Problem auch einen Sinn und guten Grund hat, genau in diesem Moment da zu sei. Den gilt es, gemeinsam herauszufinden.

Tiefenpsychologie

Tiefenpsychologen gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte zu unserem als problematisch empfundenen Denken, Fühlen und Handeln führen. Die Symptome, die der Patient zeigt, werden symbolisch verstanden. In der Therapie geht es darum herauszufinden, worin der zu dem Problem führende Konflikt besteht, was quasi die Ursache des Problems sein könnte. Es geht weniger um ein klar umschriebenes Problem und dessen „Lösung“ auf Verhaltensebene, sondern um ein Verstehen der innenseelischen Zusammenhänge. Wenn dies gelingt, kann das Symptom überflüssig werden.

Psychoanalyse

Auch hier geht es prinzipiell um die Annahme, dass unbewusste Konflikte die Grundlage für psychische Probleme darstellen und dass unsere frühen Erlebnisse und Erfahrungen unsere späteren Beziehungen und die Sicht auf die Welt prägen.
Im Unterschied zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird hier jedoch noch mehr Raum für Erzählungen, Assoziationen und Gedanken gelassen, um den unbewussten Konflikten auf die Spur zu kommen und die Persönlichkeit quasi umzustrukturieren. Durch das Verstehen eigener Muster, können Beziehungen dann unabhängig von früheren Erfahrungen neu gelebt werden.

Systemische Therapie

Die Systemische Therapie betrachtet den Menschen als Teil eines Systems. Alle Personen in einem System hängen unmittelbar miteinander zusammen – beispielsweise in einer Familie, Partnerschaft, Schule oder Arbeitsplatz. Veränderungen in einem System wirken sich daher auf alle Mitglieder aus. Gestörte Beziehungen oder ungünstige Kommunikationsmuster innerhalb des Systems können die psychische Gesundheit einzelner Mitglieder beeinträchtigen.

Systemische Therapeuten führen daher die Probleme einer Person auf eine Störung im System zurück. Im Unterschied zu anderen Therapierichtungen liegt der Fokus aber nicht darauf, die Einflüsse zu finden, die krank machen. Denn in der Systemischen Therapie geht der Therapeut davon aus, dass jede Störung auch einen bestimmten Zweck im System erfüllt. Gemeinsam mit dem Patienten versucht er, die Funktion der Symptome innerhalb des Systems aufzudecken.

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